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Home - Elektronik- und Fotobasteln : [Reparatur 100-400 IS USM] : aktualisiert:


Reparatur eines 100-400 IS USM - eine kleine Horrorgeschichte

Trotz happy end ausdrücklich nicht zur Nachahmung empfohlen!

Vorgeschichte: Während eines Urlaubs, "weit ab von der Zivilisation", machte mein 100-400 Probleme. Im Inneren hatte sich eine Plastikblende gelöst, lag damit im Strahlengang und störte beim Zoomen. Durch Schütteln konnte ich diese Blende zwar in die richtige Lage bringen und das Objektiv am kurzen Ende auch problemlos nutzen - meist brauche ich aber die 400mm. Was tun? Canon-Werkstatt - gab's dort nicht! Garantie? Längst vorbei, mein Exemplar ist eines der ersten dieses Typs überhaupt gewesen, Seriennummer endet auf ...00006, Baujahr 1999. Also: Verzweiflungstat - Selber machen!

Es wird behauptet, dass man im Internet alles finden kann. Trotz intensiver Suche, fand ich nichts über die Demontage des Objektives. Vielleicht hilft es ja einem anderen Verrückten, wenn ich hier ein paar Zeilen schreibe.

Mein Bildbericht ist nicht chronologisch und ich habe auch leider nicht alle Schritte dokumentiert.

Die lose Blende Das ist der Übeltäter. Die winzigen Klebepads lösten sich. Alle beweglichen Teile im Inneren des Objektivs sind mit einem Schmierfilm überzogen. Auch die Stelle, wo diese Blende eigentlich kleben sollte, war nicht ganz frei von diesem Film - vermutlich die Ursache des Ganzen. Natürlich passierte alles exakt nach Murphy am Anfang des Urlaubs.
Blick ins Objektiv Hier (Pfeil) sollte die Blende eigentlich kleben. Welche Funktion sie genau hat, ist mir nicht klar. Wahrscheinlich soll sie Streulicht reduzieren und für bessere Optik sorgen, denn bei kurzen Brennweiten, kann man dieses Teil deutlich durch die Frontlinse sehen.
Die beschmierte Frontlinse Nebenwirkung: Die klappernde Blende hat etwas vom Schmiermittel an die Frontlinse transportiert. Das ist mir anfangs gar nicht aufgefallen. Alles sieht aber hier viel schlimmer aus, als es war.
Frontlinse Hier noch mal die Frontlinse im Gegenlicht. Alle Schmierereien liesen sich problemlos entfernen. Da die Blende selbst sehr leicht ist, wurden auch die Beschichtungen nicht beschädigt.
Der rote Ring :-) Zeitsprung zurück. Bis ich soweit war, hat es Nerven gekostet. Die naive Idee, dass Objektiv schon im Urlaub wieder in Ordnung bringen zu können, konnte ich nicht umsetzen. Ich hatte mir im nächsten Ort bei einem Feinmechaniker Werkzeug borgen können, aber eine der entscheidenden drei Schrauben lies sich einfach nicht öffnen. Schlimmer noch, ich habe den Kreuzschlitz der Schraube etwas beschädigt, und erstmal weitere Versuche gelassen. Benutzt habe ich das Objektiv trotzdem, allerdings nahm das Verschmieren der Frontlinse weiter zu. Bereut habe ich nichts, mir sind ein paar gute Bilder in dieser Zeit gelungen.
Zu Hause habe ich mich dann nochmal an die Arbeit gemacht. Einschicken zu Canon war mir wegen der vermurksten Schraube zu peinlich :-). Letzten Endes musste ich den Schraubenkopf wegbohren. Von dieser martialischen Aktion gibt es leider kein Bild.
Plastikblende 2.0 Hier meine Klebepad-Variante. Ich habe fast die gesamte Fläche genutzt. Da die Blende sehr leicht ist, hoffe ich, dass das jetzt für immer hält.
Blende montiert So, die Blende ist wieder am richtigen Fleck. Vorher wurde die Klebefläche natürlich gründlich gereinigt. Die Baugruppe, die man in der Mitte des Objetivs sieht, muss der Image Stabilizer sein. Der hatte zum Glück nichts abbekommen.
Saubere Frontlinse Als nächstes nahm ich mir die Frontlinse vor. Die Reinigung war unkompliziert. Die größte Sorge machte mir die Montage. Wird es gelingen, sie so einzusetzen, dass man hinterher von einem zentrierten Objektiv reden kann? Natürlich hatte ich mir vor der Demontage alle Schraubenpositionen markiert. Die Frontlinse kann durch Drehung um 1-2 mm in axialer Richtung verstellt werden. Das wird Bedeutung für's Scharfstellen haben. Kann man hier eventuell Fehlfokus korrigieren?
Das Innenleben Hier sieht man etwas vom Innenleben des Objektivs. Der helle Fleck oben leicht rechts von der Mitte ist der Rest der weggebohrten "bösen" Schraube. Aber das kann man auf folgenden Bildern besser sehen.
Der Glanz kommt nicht allein von der schwarzen Lackierung - alles ist mit einem Schmierstoff dünn überzogen.
Feinoptik meets Bohrmaschine Und: action! Das sieht schlimmer aus, als es ist. Der vordere Kopf des Objektives wird von drei kräftigen Schrauben gehalten. Wenn man zoomt, werden diese Schrauben belastet, denn das gesamte Innenleben wird so mitbewegt. Über schräge Nuten werden Linsengruppen an ihren neuen Platz bewegt. Aber eine dieser drei Schrauben hatte ich zerwürgt. Also musste eine neue her. Platz war zum Glück genug. Es gab auch nicht die Gefahr, dass Späne ins Innere fallen, denn es war nur eine Grundbohrung nötig. Um später den Objektivkopf leichter entfernen zu können, z.B. wenn mal eine Reinigung erforderlich wird, habe ich gleich alle drei Schrauben gegen Standardschrauben ersetzt. Vorteil: Jetzt lassen sie sich mit handelsüblichen Schraubendrehern lösen.
3,5 Schrauben So, fast fertig. Die Schraube passt und ist hier nur probehalber eingedreht.
Was ist hier noch zu sehen (von links nach rechts):
  • Die schwarze Schraube ist zum Feststellen der Frontlinse da.
  • Als nächstes sieht man den Rest der weggebohrten Schraube.
  • Das ist die neue Schraube.
  • Die letzte in der Reihe hält nur ein weißes Plastikrädchen. Dieses läuft in einer schrägen Nut und ermöglicht so, die Frontlinse axial um ein paar Zentel zu verstellen.
Alle diese Schrauben sind je 3mal (um ca. [und nicht exakt] 120° versetzt) vorhanden.
Modifiziertes Vorderteil Natürlich musste auch der vordere Teil des Objektives neu gebohrt werden. Rechts neben der neuen Bohrung kann man noch die alte erahnen, sie wurde mit Kunstharz verfüllt. Die Schraube stammt übrigens aus einer alten 5,25"-Festplatte (man darf nie etwas wegwerfen!). Jetzt noch schnell den roten Ring auffädeln, den silbrigen mit der Typenbezeichnung hinterher, 3 Madenschrauben rein und raus ins Freie und testen. Werden Autofokus und IS noch zufriedenstellend arbeiten? Wie sieht es mit der Zentrierung aus?
Rothalsgans [Branta ruficollis], Tierpark Chemnitz Also, ich kann nicht klagen. Die Testbilder, alle mit Offenblende gemacht, stimmen mich zuversichtlich. Der Autofokus sitzt. Der IS tut seine Arbeit. Besser ging's vorher auch nicht :-).
Härtetest Auch die Zentrierung ist in Ordnung. Ich glaube, ich habe das Objektiv wieder heile bekommen.

Nachgedanken: Um es klar zu sagen, wäre mir die Panne zu Hause passiert, hätte ich das Objektiv ohne zu zögern zum Canon-Service gegeben.
Februar 2006

Nachtrag Juli 2006: Chemnitz, 32°C, die Blende hält.

 

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